Wissenswertes über Vlies und Garn

Allgemeines

Wir sind eine individuelle Wollspinnerei und arbeiten nach individuellen Kundenwünschen. Dies bedarf eines großen organisatorischen Aufwandes, der natürlich auch Wartezeiten mit sich bringt. Die einzelnen Kundenaufträge unterliegen vielen Faktoren, wie z.B. der individuellen Fasereigenschaft des Vlieses (Anzahl der Grannenhaare, Micronwert, Crimp, Länge der Faser etc.), Fremdbeimengungen an Schmutz, Heu und Stroh, als auch der Zusammensetzung der Ware durch Mischen verschiedener Tierfasern sowie vieles andere mehr. All diese Ausgangswerte haben natürlich großen Einfluss auf die Endprodukte. Es ist somit zwangsläufig leicht erkennbar, dass jedes Endprodukt ein Einzelprodukt ist und keinen genormten Werten unterliegen kann.

Garnstärke

Eine Verarbeitung nach Nummer metrisch (Nm) ist bei so kleinen Chargen (wir arbeiten ab 500g Rohgewicht) technisch in unserer Anlage nicht möglich. Um aber unseren Kunden den gewünschten Faden in der gewünschten Stärke herstellen zu können, bieten wir Ihnen folgendes an: Liefern Sie uns bei Auftragserteilung einen Faden in der gewünschten Stärke mit. In Abhängigkeit vom gelieferten Rohmaterial können wir so den gewünsten Faden annähernd herstellen. Um die Gleichmäßigkeit eines dicken Fadens zu erreichen bedarf es oft mehrerer Verzwirnungen.

Vliesvorbereitung

Vliese müssen in jedem Fall für die Verarbeitung vorbereitet werden. Dies beginnt schon bei der Schur. Je besser das Ausgangsmaterial sortiert ist, umso besser ist die Verarbeitung möglich und je höherwertig ist das Endprodukt.
Die Faserlänge soll zwischen 4 cm und 8 cm betragen.

Kurze Fasern, Nachschnitte und grober Schmutz sollten sofort aussortiert bzw. ausgeschnitten werden. Das Vlies muss unbedingt frei von Ungeziefer aller Art, Heu und Stroh und trocken sein.

Um die Kosten für Sie etwas zu senken, haben wir einen Rabatt in unserer Preisliste eingebaut. Sie können also mehrere Vliese zusammen mischen, dies kann das gleiche Tiervlies von mehreren Jahren sein, aber auch unterschiedliche Tiervliese können gemischt werden. Lohnenswert ist hier die Mischung von sehr ähnlichen Qualitäten und Farben. Wollen Sie aber unterschiedliche Farben mischen, so wird es zum Schluss ein sehr einheitliches Farbgemisch ergeben.

Verarbeitungsverluste

Es ist unbedingt anzumerken, dass die Verlustrate in der Verarbeitung sehr unterschiedlich ist. Die bisherigen Erfahrungswerte schwanken zwischen ca. 20% und ca. 50%! Das hat die verschiedensten Ursachen:

  1. Starke Verunreinigungen in der Rohwolle durch Heu, Stroh, Steinchen etc. Dies ist besonders bei Babyvlies sehr häufig.
  2. Die Rohwolle wird schon feucht geliefert. Das hat große Auswirkung auf das Gewicht, weil Wolle viel Feuchtigkeit aufnimmt, ohne sich feucht anzufühlen.
  3. Viele kurze Fasern und Nachschnitte – diese werden von den Maschinen nicht verarbeitet und fallen aus oder werden abgesaugt.
  4. Ist die Faser sehr fein, mit viel Crimp und guter Stapelhöhe, dann ist das sicherlich ein guter Zuchterfolg, aber genau hier sammelt sich massiv Feinstaub an und der wiegt einiges. Am deutlichsten sieht man es bei einem weißen Vlies – am Körper schneeweiß und an den Spitzen dunkelgrau – leider alles Schmutz und der gehört nicht zur Faser.
  5. Grannenhaare bringen zwar oftmals Glanz in das fertige Garn, aber sie wiegen auch mehr als normale Fasern und werden zu einem großen Teil bereits im Faserseparator aussortiert.
  6. Bei Schaffasern kommt meist ein deutlich höhere Verlustrate zustande durch den Verlust an Wollfett!

Schluss und letztlich gibt es auch produktionsbedingte Gewichtsminderung. Jeder der schon einmal mit der Hand kardiert hat, weiß, dass die Maschine leider auch etwas davon behält. Nicht jedes bisschen kann verarbeitet, zurückgegeben oder aus dem Absauger herausgeholt und seinem Besitzer zugeordnet werden.

Qualität der fertigen Produkte

Die unterschiedlichen Rohfasern bringen unterschiedliche Qualitäten des fertigen Endproduktes mit sich. Ein Garn mit z.B. 18 Micron und sehr gutem Crimp fühlt sich natürlich wesentlich feiner und weicher an, als ein Garn mit z.B. 25 Micron und vielen Grannenhaaren. Ein Filz mit vielen groben Fasern eignet sich nur bedingt zur Verarbeitung als Kleidungsfilz. Hinzu kommen die wesentlich schlechteren Filzeigenschaften einer z.B. Alpakafaser im Vergleich zur Schaffaser. Dies nimmt natürlich auch Einfluss auf die Haltbarkeit. Die Reißfestigkeit, das Dehnungs- und Peelingverhalten von den einzelnen Garnen und Filzen sind komplett unterschiedlich, weil die Ausgangseigenschaften so unterschiedlich sind. Wir empfehlen deshalb dringend vor jeder Verarbeitung entsprechende Tests bzw. Probemuster anzufertigen. Auch möchten wir auf die besonderen glatten Fasern wir z.B. Angora und Alpaka-Suri besonders hinweisen.

Sauberkeit

In unserem Verarbeitungsprozess werden die Fasern gewaschen und gereinigt. Wir arbeiten mit einem Wollwaschmittel und zur Verarbeitung setzen wir im Produktionsprozess ein Spinnfett zu. Desweiteren verwenden wir keinerlei Chemiekalien. Die Faser bleibt also naturbelassen und hat eine Pre-Wash-Qualität. Ebenso verzichten wir auf das Zusetzen von Mottenmitteln. Dies alles bedeutet aber allerdings auch, dass wir Heu und Stroh etc. nur mechanisch entfernen. Je mehr sogenannte "florale Einschlüsse" sich in der Faser befinden, je feiner das Vlies ist, je offener es ist – umso schwieriger ist es, dies zu entfernen. Liefern Sie bitte das Vlies frei von Heu und Stroh!

Im Endeffekt muss man hier deutlich sagen: Je sauberer ein Vlies geliefert wird, umso sauberer ist das Endprodukt!